Wie sich das Marketing bereits der Technologie unterworfen hat....
„Der Krieg der Maschinen hat begonnen!“
Bei einer solchen Schlagzeile denken die meisten von uns an Endzeitszenarien, an den Terminator und ähnliche Hollywoodschöpfungen, bei denen intelligente Roboter aus allen Rohren und nahezu unbesiegbar auf heldenhafte, menschliche Rebellen feuern. Die Wahrheit ist viel profaner, aber nicht weniger erschreckend: Die Maschinen haben nämlich bereits die Herrschaft übernommen. Unsere westliche Welt ist derart technisiert, dass die Arbeitswelt ohne funktionierende Computer nicht mehr möglich wäre und auch das private Leben ist ohne Strom und digitale Medien nicht mehr vorstellbar. Mehr als 80% aller Jugendlichen nutzen ihr Smartphone exzessiv und die Grenze zur Sucht ist oftmals bereits überschritten. Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie schnell unsere Gesellschaft nur aufgrund weniger Ausfälle zusammenbrechen würde, möge den intelligenten und ausgezeichnet recherchierten Roman „Black Out“ von Marc Elsberg lesen.
Doch wer beherrscht diese digitale Welt? Wer kann tatsächlich noch von sich sagen, dass er nicht nur ein Betriebssystem benutzen kann, sondern seine Funktionsweise versteht? Von den Algorithmen, welche Atomreaktoren steuern, selbstfahrende Autos lenken oder Big Data auswerten fangen wir erst gar nicht an...
Autoren schreiben – Maschinen lesen!
Es werden nur solche Produkte, Unternehmen und Inhalte wahrgenommen, welche bei der Internetrecherche auf der 1. Seite der Suchmaschinenergebnisse stehen. Um eine solch prominente Platzierung zu ergattern, müssen die Inhalte einer Website den sogenannten „Spidern“ gefallen. Spider oder Webcrawler sind selbständig agierende Computerprogramme, welche das Internet analysieren und letztendlich über die Reihenfolge der Suchergebnisse bei einer Anfrage entscheiden. Betreiber von Internetseiten und Autoren wissen das. Entsprechend müssen bestimmte Schlagwörter oder Meta-Tags auf der Seite und möglichst in Fließtexten genutzt werden. Nur dann wird die Seite auch erfasst, gelistet und gefunden. Es werden also nicht mehr für menschliche Leser inhaltlich relevante Texte geschrieben, sondern die Texte auf den Internetseiten werden für die Suchmaschinen optimiert. Auch ich tu dies, auch ich habe meine Seele verkauft. Ich brauche das Geld. Selbst bei diesem Text gehe ich davon aus, dass mehr Crawler als Menschen ihn lesen und ich werfe vorsorglich ein paar suchmaschinenrelevante Begriffe wie „sparen“, „Sex“ und „Kim Kardeshian“ ein. Vielleicht wird dieser Artikel dann besser positioniert. Wenn die Maschinen lesen, was machen die Menschen? Wir verblöden! Erstmals in der Menschheitsgeschichte steht nahezu jedem Menschen das Wissen der Welt zur Verfügung und mit nur wenigen Klicks können wir uns Zugang zu jedem Thema verschaffen. Fremdsprachen, Geschichte, Physik oder Kunst. Aber die am meisten geklickten Inhalte im Internet sind Katzenvideos.
Big – Data – Analyse
Das 2. große Thema, welches das Marketing umtreibt und gleichzeitig an die anonymen Algorithmen ausliefert, ist „Big Data“. Allgemein handelt es sich hier um die Auswertung von Massendaten. Im Marketing geht es im wesentlichen darum, dass jede erfassbare Handlung eines Individuums registriert und analysiert wird mit dem Zweck, die aktuelle und zukünftigen Bedürfnisse dieses Individuums zu erkennen. In der Folge wird diesen Bedürfnissen Befriedigung angeboten. Alternativ sollen aus Big Data jene Individuen herausgefiltert werden, denen aktuell eine Bedürfnisbefriedigung angeboten werden kann, sprich bei denen jetzt eine Kaufbereitschaft bedient werden kann. Von diesem Punkt an ist es nur ein kleiner Schritt für den erfahrenen Werbetreibenden, durch gezielte Manipulation auch die gewünschten Bedürfnisse zu generieren. In der schönen neuen Welt werden dem gläsernern Konsumente Bedürfnisse suggeriert und die sofortige Befriedigung wird zeitnah mit angeboten. Das Volk wird nur noch als rasch konsumierende Masse für das notwendige Wirtschaftswachstum benötigt.
Die Cloud – die weiße Fahne der Menschheit
Gedanken über Datensicherheit oder Vorratsdatenspeicherung sind überholt. Konnte man sich bei dem eigenen PC zumindest noch der Illusion hingeben, seine Daten durch Firewalls und Sicherheitseinstellungen vor unberechtigtem Zugriff zu schützen, so haben die Nutzer der Cloud längst die Waffen gestreckt. Freudig entlasten sie die begrenzte Festplatte und lagern alle Daten, Fotos, Dokumente und Passwörter sicher im weiten Internet aus. Einfacher kann man es den Crawlern, Spidern und Analysetools nicht mehr machen.
Wer sind die Profiteuere? Die geniale Elite!
Noch ist die KI, die künstliche Intelligenz wohl noch nicht so weit, dass tatsächlich denkende Maschinen sich dafür entscheiden, die Menschheit zu vernichten. Aber wer hat dann die Kontrolle? Der durchschnittliche Nutzer und Anwender ist kaum in der Lage, die zur Verfügung stehenden Systeme zu bedienen. Wenige konfigurieren, reparieren oder generieren. Es bleibt also die sehr kleine Elite von hochbegabten Menschen, Nerds und Spezialisten, welche die Massen dirigiert. Diese Elite ist kaum bekannt, geschweige denn demokratisch gewählt oder legitimiert. Und doch bestimmen sie unseren Alltag. Die einzig bekannte Gegenmacht sind die Hacker, welche sich auch gerne mal in ein selbstfahrendes Auto mitten im Verkehr einhacken, nur um mal kurz zu zeigen, was möglich ist und wie leichtsinnig wir sind. Auch dies ist wenig Vertrauen erweckend.
Der Praxistipp
Der Praxistipp richtet sich diesmal nicht nur an das Marketing. Vielmehr muss sich die Politik Gedanken darüber machen, ob es nicht doch noch eine 5. Macht im Staat gibt, welche der globalen Kontrolle bedarf. Jeder einzelne von uns muss seine Daten als wertvolles Gut schützen, ihren Weg und Verbleib kennen und die Daten gegebenenfalls sogar löschen können. Die allumfassende Forderung ist der Ruf nach mehr, hochwertiger, tiefgründiger und lebenslanger Bildung. Und zu besseren Positionierung dieses kleinen Beitrags fordere ich noch „billiger“, „Dschungelcamp“ und „Helene Fischer“.
Dip.-Kff. Marion Frettlöh
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